Club: 12-jährige THC-Hockeyspielerin Anni Wein kämpft sich zurück auf den Platz.

Bericht von Henrik Statz, Fotos von Daniela Prusina:

Es gibt schlechte Nachrichten und es gibt so erschütternde Ereignisse, dass sie die Richtung eines Lebens komplett verändern. Wie man damit umgeht, ist eine Frage von Charakter, innerer Stärke, Einstellung aber auch der Unterstützung des Umfelds. So auch bei unserer aktiven Jugendhockeyspielerin Annika, genannt Anni, Wein. Die mittlerweile 12-jährige Anni spielt im 1. Hanauer THC Feldhockey seitdem sie fünf Jahre alt ist. Besonders gerne spielt sie als Knipserin im Mittelsturm vor dem gegnerischen Tor. Aber auch am anderen Ende des Spielfelds, zwischen den Torpfosten und in schwerer Torhüterausrüstung, hat sie gleichermaßen Spaß und Erfolg. Ein erstes Zwicken im rechten inneren Knie stuft sie zuerst als banalen Knieschmerz ein. Doch die Schmerzen gehen nicht weg, sie verschlimmern sich. Die darauffolgenden Untersuchungen geben Klarheit. In Annis Knie befindet sich ein Osteosarkom, ein bösartiger Knochentumor, der vorwiegend bei Jugendlichen auftritt. Der Tumor ist schon so weit gewachsen, dass Annis Unterbein amputiert werden muss. Ein großer Schock für Anni. Sie zieht sich zurück von ihrer Hockeymannschaft, wie sie es nur schwer erträgt, dass sie nicht mehr mit auf den Platz stehen kann. Der Termin für die Amputation ist im Oktober 2020 und nach erfolgreicher Operation und Therapie wächst die Lust wieder, Teil der Mannschaft zu sein, die sie in den dunklen Stunden der letzten Wochen und Monate mit vielen Nachrichten und Briefen motiviert hat, sich ihrem Kampf zu stellen. Sie kehrt zurück auf den Platz, trifft ihre Mädels, die ihr so viel bedeuten. Der Sport, das Miteinander. Und umso schlimmer ist es nach Trainingsende, wenn sie wieder nach Hause fährt. Die Tränen fließen, denn gemeinsam wieder die weiße Kunststoffkugel über den Kunstrasen zu treiben, scheint in sehr weiter Ferne. Doch die Briefe, Geschenke, das Mannschaftsmaskottchen und ihr Trikot mit ihrer Lieblingsnummer 24 geben ihr Mut. Auch die Damen-und Herrenmannschaft hat sie mit einem handsignierten Trikot noch kurz vor einer großen Lungenoperation im Dezember, trotz der schwierigen COVID-Situation, besucht! All das gab ihr Kraft und Perspektive.

Im Frühjahr des Jahres 2021 ist Anni wieder voller Vorfreude und Zuversicht. Dank Sportprothese und vielen Terminen bei Physio und Orthopädie kehrt sie langsam zurück auf den Platz. Sobald sie etwas besser ohne Krücken gehen kann, will sie auf jeden Fall auch wieder am Athletiktraining von Ann-Sophie Jüngling teilnehmen. Annis Mutter Silja kommt auf die Idee Tanja und Tobi von der hr3 Morningshow zu kontaktieren. Die Radiomoderatoren stellen den Kontakt zu dem mehrfachen Paralympics-Sieger, Welt- und Europameister sowie Weltrekord-Halter im über 100 Meter und im Weitsprung,Heinrich Popow her. Auch ihm wurde nach einer Knochenkrebserkrankung als Kind der Unterschenkel amputiert. Der Profi will Anni zur Seite stehen, bis sie wieder im grünen Dress des THC auflaufen kann. Ein erstes Treffen der beiden ist bereits im Juni in der Hockey-Arena im Park, dem neuen Hockey-Stadion des Traditionsclubs im Wilhelmsbader Kurpark, geplant. Wir drücken Anni feste die Daumen, dass sie möglichst bald wieder aktiver Teil ihrer Mannschaft sein kann. Und natürlich, dass ihre Genesung weiter mit großen Schritten voran geht.

Hier kommt ihr auch zu dem Beitrag von hr 3