Hockey: Hanau, meine Perle – WU14 unter den besten 8 Mannschaften in Deutschland!

Von Martin Eyl: Durch zwei überragende Auftritte bei der Deutschen Meisterschaft mit dem überhaupt ersten Sieg auf dem Feld  gegen den SC 1880 Frankfurt und einer denkbar knappen Niederlage gegen die hochfavorisierten Gastgeberinnen des HTHC krönte die WU14 ihre brillante Saison und verpasste nur ganz knapp den Sprung in das Final4.

Nachdem am vorhergehenden Wochenende absolut verdient, aber doch etwas überraschend, die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft erreicht wurde, blieben nur 4 Tage, um das Projekt „DM 2021 Hamburg“ auf die Beine zu stellen. Eigentlich eine Unmöglichkeit, aber für das hochmotivierte Team in Grün aus Spielerinnen, Betreuerinnen und Eltern kein Problem. Urlaube wurden kurzer Hand verschoben, verkürzt und abgesagt, so dass bis auf eine erkrankte alle Spielerinnen teilnehmen konnten. Julia plante generalstabsmäßig mit tatkräftiger Unterstützung von Natalie und Ines die Logistik für den knapp 40-köpfigen Tross und schufen mit Location (Danke auch an Superbude Altona!), Abläufen und Programm das perfekte Umfeld für die Spielerinnen. Jetzt musste nur noch gespielt werden.

Nach vortäglicher Platzbegehung, intensiver Videoanalyse und diversen taktischen Besprechungen war es am Samstag um 17.00 dann so weit. Das Achtelfinale gegen den Lokalrivalen aus Frankfurt stand an und auf dem Papier war eigentlich alles klar: Alle vorhergehenden Duelle auf dem Feld hatte SC1880 für sich entschieden und besaß die dreifache Anzahl an Hessenkaderspielerinnen im Team. Dementsprechend übernahmen die Frankfurterinnen sogleich die Initiative und kombinierten sehr gefällig. Aber im Gegensatz zum Hessenmeisterschaftsendspiel vor zwei Wochen fiel sofort auf, dass unser Team viel besser stand und agierte. Der Sturm stellte geschickt die gefährlichen Passwege zu, das Mittelfeld rannte gezielt die Lücken zu und in der Abwehr wurde mit Brett am Boden um jeden Zentimeter vor dem Schusskreis gekämpft. Folglich konnten sich die Achtzigerinnen auch nur vereinzelte, meist harmlose Chance im ersten Viertel erspielen. Ähnlich begann das zweite Viertel, als plötzlich eine Hanauer Stürmerin den Ball ganz vorne abgriff, gedankenschnell abspielte und der Ball sich nach mehreren Versuchen im Tor der Frankfurterinnen fand (ob das mit dem zeitgleich aufgehängten THC-Banner in Verbindung steht, lässt sich nur spekulieren ;-)). Jetzt war es ein ganz neues Spiel mit richtig Feuer drin und lautstarker Unterstützung von den vielen mitgereisten Fans auf beiden Seiten. Frankfurt war sichtlich beeindruckt und hatte immer mehr Probleme sein Spiel aufzuziehen, während sich Hanau durch schnelles Umschaltspiel und feine Kombinationen speziell über rechts zunehmend Chancen erarbeiten konnte.

Direkt nach der Pause hatte unser Team auch gleich zwei Mal die Möglichkeit die Führung auszubauen, scheiterte aber ganz knapp. Und wie das dann so ist, gelang auf der Gegenseite den Frankfurterinnen nach zwei sehr harten Entscheidungen gegen uns (grün mangels Abstand und Ecke wegen Foul außerhalb des Schusskreises) mit einer sehr stark verwandelten Ecke der nicht unverdiente Ausgleich. Danach gab es noch gute Möglichkeiten auf beiden Seiten. Aber es kam wie es kommen musste: Entscheidung im Penalty – nix für schwache Nerven. Und genau die hatte unsere Torhüterin nicht. Nachdem die erste Frankfurterin den Ball noch irgendwie ins Tor mogelte, hielt unsere Keeperin jeden folgenden Penalty durch eine Mischung aus coolem Abwarten und blitzschnellen Reinwerfen. Da unsere Mädels zwei Penaltys im Tor unterbringen konnten, war er da: der erste Sieg gegen 1880 und der Einzug ins Viertelfinale. Sensationelle Leistung!
Das hätte man nur zu gerne gebührend gefeiert, aber am nächsten Tag ging es ja direkt weiter.

Im Viertelfinale ging es nun gegen die wohl aktuell stärkste WU14 Mannschaft Deutschlands, den Harvestehuder THC. Vom Namen her fast eh schon gleich, wähnten sich unsere Spielerinnen nach dem starken Auftreten am Vortag auch hockeytechnisch auf gleicher Höhe. Und genauso selbstbewusst und konzentriert gingen sie das Spiel dann auch an. Allerdings war relativ schnell zu erkennen, dass die Hamburgerinnen außergewöhnlich gute Einzelspielerinnen in ihren Reihen besaßen. Deshalb war es trotz phantastischer defensiver Arbeit des ganzen Teams fast unausweichlich, dass es immer wieder zu brandgefährlichen Aktionen der Hamburgerinnen kam. Unsere Torhüterin konnte diese aber allesamt sensationell parieren, was auf dem Hockey-Liveticker mit dem Spitznamen „die Krake“ gewürdigt wurde. Dass dann schließlich auch ein Ball nach schöner Kombination über links den Weg ins Tor fand war einerseits folgerichtig andererseits aber auch super ärgerlich, da mit hoher Wahrscheinlichkeit das erste Viertel bereits vorbei war und die sonst sehr guten Schiris die Uhr nicht richtig im Blick hatten. Nach der harten Partie am Vortag und der jetzt enorm schwierigen Aufgabe, noch zwei Tore schießen zu müssen, wäre nachvollziehbar, wenn bei unserem Team jetzt die Kraft und das Engagement geschwunden wäre. Doch auch hier überraschten die Spielerinnen ihre Gegnerinnen und die Fans mit einer super Moral und Motivation, in dem sie noch eine Schippe drauf legten und noch konzentrierter agierten. Als Ergebnis verringerte sich die Anzahl der Hamburger-Torchancen deutlich. Und später kam es dann immer mehr zu gefährlichen Gegenangriffen der Hanauerinnen, die in einer gerade noch auf der Linie abgewehrten Ecke gipfelten. Letztendlich blieb es dann bei einem sehr verdienten 1:0 für die Hamburgerinnen. Deren ausgelassener Jubel und einige Betreuer des HTHCs bestätigten, dass der HTHC noch von keiner anderen Mannschaft in dieser Saison so gefordert wurde. Und letztendlich ist dass dann doch auch wieder ein weiterer (moralischer) Sieg.

Jetzt ist die Saison leider vorbei. Aber was für eine tolle Saison war das!
Dass man es unter die Top 3 Mannschaften in Hessen schafft und damit weiter zur Süd-Quali kommt, war schon zu erwarten. Dass man die Süd-Quali aber so souverän bestreitet und sich gegen die renommierten Gegner durchsetzt, war schon sensationell. Und der Auftritt in Hamburg mit Sieg gegen 1880 und dem Riesenkampf und knappe Niederlage gegen den haushohen Favoriten HTHC sind schon fast unglaublich. Und waren Anfang der Saison vor allem technisch schöne Einzelaktionen der Erfolgsgarant, so wurde in den letzten Wochen immer mehr das taktische Auftreten und der Siegeswillen das Kennzeichen dieser Mannschaft. Das Team kann MEGA-STOLZ auf sich sein!

Und natürlich ist das auch ein großer Erfolg für den Trainer Santiago Fuentes, der ein sehr gutes Team seines Vorgängers Matze Denkmann (klasse, dass auch er die zwei Tage in Hamburg war und das Team angefeuert hat!) übernommen hat und es technisch/taktisch weiter entwickelt und ihm diese Siegermentalität eingehaucht hat.  Große Gratulation und vielen, vielen Dank!